ROI & Methodik

Die 5 häufigsten Fehler bei der Prozessoptimierung

Warum Automatisierungsprojekte scheitern und wie Sie die typischen Fallstricke vermeiden.

6 Min. Lesezeit·Aktualisiert: 25.1.2025
Die Hälfte aller Automatisierungsprojekte liefert nicht die erwarteten Ergebnisse. Nicht weil die Technologie versagt, sondern weil grundlegende Fehler bei der Planung und Umsetzung gemacht werden. Die gute Nachricht: Diese Fehler sind vorhersehbar und vermeidbar. In diesem Artikel zeigen wir die fünf häufigsten Stolpersteine – und wie Sie sie umgehen.

Fehler 1: Tool-Fixierung statt Prozess-Fokus

**Das Problem:** "Wir brauchen ein CRM!" oder "Lass uns Make/Zapier einsetzen!" – das Tool wird zur Lösung erklärt, bevor das Problem verstanden ist. **Warum das scheitert:** Tools können nur umsetzen, was Sie ihnen sagen. Wenn Ihr Prozess unklar oder ineffizient ist, wird die Software das nicht magisch reparieren. Sie bekommen schnelleres Chaos. **Die Lösung:** 1. Prozess erst auf Papier durchdenken 2. Jeden Schritt hinterfragen: Ist das nötig? 3. Erst dann: Welches Tool kann diesen optimierten Prozess unterstützen? **Faustregel:** Wenn Sie Ihren Prozess nicht in 5 einfachen Schritten erklären können, ist er noch nicht bereit für Automatisierung.

Fehler 2: Alles auf einmal automatisieren wollen

**Das Problem:** Der große Wurf. Alle Prozesse gleichzeitig digitalisieren, vollständige Transformation in einem Projekt. **Warum das scheitert:** - Zu viele Veränderungen überfordern das Team - Fehler in einem Bereich blockieren alle anderen - Kein Quick Win, der Motivation schafft - Budget und Zeit werden überschritten **Die Lösung:** 1. **Ein** Prozess als Pilotprojekt wählen 2. Innerhalb von 4-6 Wochen zum Erfolg bringen 3. Learnings dokumentieren 4. Erst dann: Nächsten Prozess angehen **Priorisierung:** Wählen Sie den Prozess mit dem besten Verhältnis aus "Zeitersparnis" und "Umsetzungsaufwand". Quick Wins zuerst!

Fehler 3: Keine Ist-Analyse vor der Optimierung

**Das Problem:** "Wir wissen ja, wie der Prozess läuft" – aber niemand hat je gemessen, wie lange welcher Schritt dauert. **Warum das scheitert:** - Sie wissen nicht, ob die Optimierung wirkt - Falscher Fokus auf vermeintliche Zeitfresser - Keine Basis für ROI-Berechnung - Nach der Umsetzung: "Hat sich das gelohnt?" – Achselzucken **Die Lösung:** 1. Eine Woche lang jeden Prozessschritt tracken (Stoppuhr!) 2. Dokumentieren: Wer macht was, wie oft, wie lange? 3. Engpässe und Zeitfresser identifizieren 4. Diese Zahlen als Baseline für Vorher-Nachher-Vergleich nutzen **Tipp:** Nutzen Sie ein einfaches Zeiterfassungstool wie Toggl oder eine Excel-Tabelle. Die Genauigkeit der Zahlen ist wichtiger als das Tool.

Fehler 4: Mitarbeiter nicht einbinden

**Das Problem:** Die Führungsebene beschließt Automatisierung, implementiert wird von IT/externen Beratern. Die Mitarbeiter, die den Prozess täglich ausführen, werden nicht gefragt. **Warum das scheitert:** - Mitarbeiter kennen die echten Probleme und Workarounds - Ohne Buy-in wird das neue System umgangen - "Das hat man uns aufgedrückt" = aktiver oder passiver Widerstand - Wichtige Details werden übersehen **Die Lösung:** 1. Mitarbeiter von Anfang an einbeziehen ("Was nervt euch am meisten?") 2. Ihre Ideen ernst nehmen 3. Den Nutzen für sie klar kommunizieren (weniger Stress, nicht Jobabbau) 4. Schulung nicht als Pflicht, sondern als Unterstützung gestalten **Wichtig:** Automatisierung sollte als Entlastung kommuniziert werden, nicht als Kontrolle oder Rationalisierung.

Fehler 5: Einmal einrichten und vergessen

**Das Problem:** Die Automatisierung läuft, das Projekt ist abgeschlossen. Niemand schaut mehr hin. **Warum das scheitert:** - Prozesse ändern sich, die Automatisierung nicht - Kleine Fehler summieren sich - Neue Möglichkeiten werden nicht genutzt - Nach einem Jahr: "Das System ist veraltet" **Die Lösung:** 1. Quartalsweise Review der automatisierten Prozesse 2. KPIs kontinuierlich tracken 3. Feedback-Kanal für Nutzer einrichten 4. Jährlich: Ist die Technologie noch aktuell? **Kennzahlen beobachten:** - Fehlerquote - Durchlaufzeiten - Nutzungshäufigkeit - Manuelle Eingriffe (Exception Handling)

Bonus: So machen Sie es richtig

Die erfolgreichen Automatisierungsprojekte folgen einem klaren Muster:

Phase 1: Verstehen (1-2 Wochen)

- Ist-Prozesse dokumentieren und messen - Schmerzpunkte identifizieren - Mitarbeiter einbeziehen - Quick Wins priorisieren

Phase 2: Optimieren (1 Woche)

- Prozess auf Papier neu designen - Jeden Schritt hinterfragen - Verschwendung eliminieren - Neuen Prozess validieren (noch ohne Tool)

Phase 3: Automatisieren (2-4 Wochen)

- Tool basierend auf Anforderungen wählen - Pilotprojekt implementieren - Testen, anpassen, schulen - Go-Live mit Supportphase

Phase 4: Verbessern (laufend)

- KPIs tracken - Feedback sammeln - Quartalsweise optimieren - Nächsten Prozess angehen

Fazit

Die fünf Fehler lassen sich auf einen Nenner bringen: **Technologie ist nicht die Lösung, sondern das Werkzeug.** Erfolgreiche Automatisierung bedeutet: - Erst verstehen, dann handeln - Klein starten, groß skalieren - Menschen mitnehmen - Kontinuierlich verbessern Wenn Sie diese Prinzipien beherzigen, gehören Sie zu der Hälfte, deren Projekte funktionieren. **Ihr nächster Schritt:** Überprüfen Sie Ihr aktuelles oder geplantes Automatisierungsprojekt gegen diese fünf Fehler. Wo sehen Sie Risiken? Was können Sie ändern?

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